Gesellschaftliche Herausforderungen werden immer komplexer – einfache und eindimensionale Lösungsversuche greifen oft zu kurz. Gemeinsam sind wir viel stärker, auch in der Projektarbeit. Das weiß auch die Haniel Stiftung und integriert systemisches Wirken in ihre Arbeit. Wie, das zeigen wir euch anhand ihres Projekts „Bildung als Chance“.
Um
eine nachhaltige positive Wirkung zu erzielen, müssen Stakeholder aus
verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten. Wie gestaltet man solche Collective-Impact-Projekte
wirkungsorientiert? Was sind die verschiedenen Rollen der Partnerorganisationen
und wie greifen diese gut ineinander? Wie entwickelt man gemeinsame Ziele? Wie
stellt man sicher, dass die Zielgruppen bei der Projektarbeit im Fokus bleiben
und gleichzeitig die Systemebene adressiert wird?
Darüber
haben wir mit Mira Grub von der Haniel Stiftung und Philip Kösters vom
Chancenwerk e.V. gesprochen. Gemeinsam mit weiteren Partner*innen gestalten sie
das Projekt „Bildung als Chance“, das in Duisburg und Hamburg
Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und solide Abschluss- und
Anschlussmöglichkeiten für Schüler*innen ermöglichen will und gleichzeitig die
Bildungslandschaft vor Ort positiv beeinflussen möchte.
Die wichtigsten Erkenntnisse haben wir hier für euch zusammengefasst:
1. Gemeinsames Wirken ist essenziell und sollte von Anfang an eingeplant werden
Man kann es gar nicht oft genug betonen: Organisationen können ihre Ziele
oft besser und schneller erreichen, wenn sie sich mit Gleichgesinnten
zusammenschließen. So stellte die Haniel Stiftung beim Blick auf ihr Netzwerk
fest, dass sich in Duisburg und umliegenden Orten auch andere Akteure gegen
Bildungsarmut engagieren und ähnliche Zielgruppen ansprechen. Eine Zusammenarbeit
für das Projekt „Bildung als Chance“ lag daher nahe.
Was aber nicht vergessen werden darf: Wirken im Verbund erhöht auch die Komplexität
und Belastung bei der Projektarbeit. Im besten Fall übernimmt eine Person die Koordination
– und zwar mit einer neutralen Haltung, unabhängig der Interessen ihrer eigenen
Organisation. Damit Synergien möglichst effizient genutzt werden können,
sollten Kooperationen optimalerweise bereits zum Projektstart feststehen.
2. Systemisches Wirken kann auf Projekt- und Organisationsebene stattfinden
Das Collective-Impact-Projekt
„Bildung als Chance“ erzielt seine Wirkung auf zwei Ebenen: Mit der Wirkung
auf Projektebene erzielen die beteiligten Organisationen Wirkung direkt bei
den Schüler*innen indem sie mit ihren Programmen das Angebotsportfolio der
Schule füllen und sinnvoll ergänzen. Durch die aufeinander abgestimmten Unterstützungs-
und Fortbildungsangebote, Veranstaltungsreihen und weiteren Formaten wie zum Beispiel Jugendkulturfestivals
wird „Bildung als Chance“ so zu einem wichtigen Teil des zivilgesellschaftlich
getragenen Bildungssystems.
Die Wirkung auf Organisationsebene bezieht sich auf die Wirkung
der beteiligten Organisationen aufeinander (zum Beispiel durch regelmäßigen
Austausch und gemeinsames Lernen) sowie die Wirkung des Zusammenschlusses auf sein
Umfeld (z.B. Kommunen, Unternehmen). Konkret bedeutet das, dass die
Partner*innen als Collective-Impact-Projekt seit 2009 auch dazu beitragen, das
Schulsystem in Duisburg und seit 2019 auch in Hamburg wirkungsorientiert
weiterzuentwickeln.
Dabei ist es wichtig, ständig mit den am Programm
teilnehmenden Schulen in Kontakt zu stehen und sich darüber hinaus auch eng mit
der Kommune zu vernetzen – insbesondere mit den Bildungsbüros und Kommunalen
Integrationszentren. Nur so kann ein lebendiges „Projekt-System“
auf das System der Bildungslandschaft in der Stadt einwirken.
3. Collective-Impact-Projekte sind skalierbar, dabei sind regionale Unterschiede im Bildungsbereich zu berücksichtigen
Die
Angebote der drei Projektpartner bei „Bildung als Chance“ sind über eine
Vielzahl von Schulen hinaus skalierbar – zum Beispiel die Lernkaskade des
Chancenwerks, die von apeiros angebotene Beratung bei Schulverweigerung oder die
Förderprogramme von Teach
First.
Wichtig ist hier allerdings die Frage, welche Anpassungen es hinsichtlich der oft sehr unterschiedlichen Situation im Bildungssystem in verschiedenen Regionen braucht. Auch
hier können sich die einzelnen Verbundpartner*innen je nach Ortsansässigkeit unterstützen.
Und sie können zu Multiplikatoren werden, indem sie in ihren jeweiligen Netzwerken
für das Collective-Impact-Projekt werben. Denn es steht fest: Starke Partner*innen vor Ort sind unverzichtbar.
4. Systemisches Wirken funktioniert am besten mit regelmäßiger Evaluation und Analyse
Auch und besonders bei
Collective-Impact-Projekten ist der Blick auf die Zwischen- und Endergebnisse
essenziell. Denn da, wo viele unterschiedliche Partner*innen zusammenarbeiten,
kann aufgrund verschiedener Hintergründe und Organisationsziele die gemeinsame Mission
schneller aus dem Blickwinkeln geraten.
Die am Projekt „Bildung als Chance“ beteiligten Organisationen
evaluieren deshalb sogar auf zweierlei Ebenen: zum einen die Wirkung für die
eigene Projektarbeit und zum anderen für das gesamte Projekt. Eine übergreifende
Evaluation auf Netzwerkebene ist komplexer und benötigt mehr Zeit, ist für eine
größtmögliche Wirkung und Glaubwürdigkeit jedoch unabdingbar. Für die Evaluation
nutzen die Verbundpartner*innen als zugrundeliegendes Instrument die
PHINEO-Wirkungstreppe. Welche Ergebnisse sie dabei erzielt haben, könnt ihr
bald hier bei uns auf der SKala-CAMPUS-Website nachlesen.