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Wirkungsdaten zu erheben muss keineswegs kompliziert sein. Um erste Erkenntnisse zu gewinnen, reichen meist schon bewährte Hausmittel.

Lebenselixier gemeinnütziger Projekte ist die Wirkung, die sie erzielen. Wirkung meint die Veränderungen, die das Projekt bei den Zielgruppen, in deren Lebensumfeld und der Gesellschaft insgesamt erreicht. Leider lässt sich dieser Ertrag nicht in einer simplen Zahl ausdrücken, da die Wirkung gemeinnütziger Arbeit sehr viel komplexer ist.

(In diesem Beitrag haben wir sehr ausführlich beschrieben, wie das mit der Wirkung funktioniert, hier gibt es Tipps, wie sich die Datenerhebung im Alltag konkret bewerkstelligen lässt und hier gibt es einen interaktiven Kurs, wie sich das eigene Projekt so steuern lässt, dass es maximale soziale Wirkung erzielt).

Sich mit Wirkung und “Datenerhebung” zu beschäftigen heißt, vereinfacht gesagt, die eigene Arbeit regelmäßig zu reflektieren und sie zielgruppengerecht weiterzuentwickeln. Um das hinzubekommen, helfen im Projektalltag bereits einfache Instrumente und Methoden, die zwar keine wissenschaftlich belastbaren Ergebnisse zutage fördern, sehr wohl aber Hinweise geben, ob sich ein Projekt noch auf Kurs befindet.

Zu Beginn der Datenerhebung ist weniger übrigens mehr. Ist das Projektbudget klein oder steht ihr noch ganz am Anfang, beginnt mit kleinen, übersichtlichen Maßnahmen, die ihr nach und nach erweitert. Die Erkentnnisse sind anfangs vielleicht weniger exakt und belastbar, aber sie sind häufig ausreichend genug, um Lern- und Verbesserungsprozesse anzustoßen.

Die folgenden fünf niedrigschwelligen Datenerhebungsmethoden lassen sich sehr gut zum Anstoß einer (womöglich später umfassenderen) Wirkungsanalyse nutzen:

  • Zählen kann man zum Beispiel die Teilnehmenden einer Maßnahme, die Anzahl der Workshops oder die Websitezugriffe auf ein bestimmtes Angebot. Auch wenn diese Dinge lediglich erbrachte Leistungen (sog. Outputs) und eben keine Wirkung abbilden, geben sie zunächst wichtige Hinweise darauf, inwieweit ein überhaupt Angebot angenommen wird oder ob sich die Nachfrage nach diesem Angebot ändert. (Worin der Unterschied zwischen Leistungen und Wirkungen besteht, steht hier.)
  • Anekdoten sammeln: Anekdoten meint informelle Gespräche oder Feedbacks oder Rückmeldungen, die von den Zielgruppen oder auch beteiligten Mitarbeiter*innen kommen. Oftmals ergeben sich aus Gesprächen, die ganz nebenbei laufen, bereits Hinweise, welche Angebote gut angenommen werden und welche nicht, ohne dass dafür eine künstliche Befragungssituation geschaffen werden muss. Anekdoten lassen sich zwar nicht verallgemeinern, aber sehr wohl systematisch sammeln und auswerten. Eine Anekdotensammlung über mehrere Monate oder gar Jahre kann eine erhebliche Aussagekraft entfalten.
  • Anstatt viel zu fragen, kann es in manchen Fällen sinnvoller sein, genau zu beobachten. Mit systematischen Beobachtungen lassen sich Ereignisse, Individuen, Gruppen oder Sozialräume mit Blick auf eine vorab definierte Fragestellungen beobachten. Systematische Beobachtungen bieten sich immer dann an, wenn man eine These oder die Ergebnisse einer Befragung überprüfen möchte und sich tiefergehende, spezifischere Erkenntnisse erhofft. Bei einer teilnehmenden Beobachtung nimmt die beobachtende Person an den Interaktionen teil. Bei einer nicht-teilnehmenden Beobachtung bleibt die beobachtende Person außerhalb der Interaktion, das sie beobachtet. 
  • Die Befragung mittels Fragebogen ist eine häufig verwendete und sehr effektive Art der Datenerhebung. Mittels Fragebögen lässt sich herausfinden, wie zufrieden Teilnehmende mit einem Angebot sind, welches Wissen sie erworben haben und ob sie es auch anwenden. Fragebögen mit geschlossenen Fragen lassen sich selbst in größerer Stückzahl vergleichsweise rasch auswerten; Fragebögen mit offenen Fragen liefern zudem oftmals nützliche Zusatzinformationen.
  • Das Pendant zur schriftlichen Befragung ist die mündliche Befragung mittels eines Interviews. Ihr könnt die Zielgruppen oder (externe) Expert*innen befragen, einzeln oder in der Gruppe, persönlich oder telefonisch, eher frei Schnauze oder anhand eines festgelegten Leitfadens. Im Vergleich zu einer schriftlichen Befragung ist der Aufwand eines Interviews höher, dafür ist der Erkenntnisgewinn auch größer.

    Einzelinterviews greifen verschiedene Perspektiven zu einem bestimmten Thema auf. Sie eignen sich daher sehr gut während der Bedarfsanalyse oder auch um Verbesserungspotenziale zu ermitteln. Die Art des Interviews hängt vom Interviewten, den Fragen und dem eigentlichen Gesprächsziel ab. Semistrukturierte Interviews, also solche mit offenen und geschlossenen Fragen gleichermaßen, sind hilfreich, um einen vertieften Einblick in ein Thema zu bekommen. 

    Entscheidend ist dabei, wer die Interviews durchführt. Bestreiten Projektmitarbeitende das Interview, besteht die Gefahr, dass die Interviewten nur erwünschte Antworten geben; wenn jemand Externes fragt, kann es passieren, dass Befragte ihre Ansichten eher für sich behalten. In jedem Fall sollte die Gruppe der Interviewten eine repräsentative, aber nicht zu homogene Gruppe abbilden, weil sich nur so belastbare Erkenntnisse ableiten lassen.

Diese 5 Möglichkeiten der Datenerhebung für soziale Projekte könnt ihr vergleichsweise unaufwändig und in Eigenregie realisieren. Gleichwohl aber gilt: Bevor ihr euch damit beschäftigt, wie ihr die Wirkung des Projekts überprüft, muss glasklar sein, was das Projekt bewirken und welche Zielgruppen es erreichen will: Welche konkreten Veränderungen sollen also etwa im Handeln, Verhalten oder der Lebenslage der Zielgruppen erreicht werden? Welche auf Ebene der Gesellschaft?

Erst wenn diese Wirkungsziele konkret sind, lässt sich überlegen, mithilfe welcher Erhebungsmethode sich die Zielerreichung prüfen lässt.