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Manche Förder*innen hegen (zu) hohe Ansprüche an gemeinnützige Organisationen. Mit denen sollte man umgehen können.

Viele Förder*innen folgen einem modernen Verständnis des Gebens: Fördermittel sollen nicht mehr nur irgendwie eingesetzt werden, sondern dabei auch nachweisbare gesellschaftliche Wirkungen erzielen. So sinnvoll es ist, über eine maximal effektive Mittelverwendung nachzudenken, herrschen auf Seiten der Geber*innen gelegentlich überzogene Erwartungen hinsichtlich Wirkung und Wirkungsmessung.

All das kann dazu führen, dass Non-Profits in Akquisegesprächen mit Bedenken und Anforderungen konfrontiert werden, die beantwortet werden wollen.

1. Wir haben gehört, dass Spenden eine reine Vernunftentscheidung sein sollte!

In der Debatte darüber, wie Fördermittel eingesetzt werden sollten, gibt es vermehrt Ansätze, die Effektivität und Rationalität höher gewichten als Emotionen. Grundsätzlich ist eine Fördermittelvergabe, die auf eine konkrete Wirkung für Mensch und Natur abzielt, einer, die allein aus persönlichen Vorlieben heraus getroffen wird, meist überlegen.

Aber: Eine effektive Mittelverwendung und die Erfüllung persönlicher Wünsche schließen sich keineswegs aus, sondern sind im Idealfall sogar eng verknüpft. Genauso wenig, wie es reicht, dass es einem beim Spenden so schön warm ums Herz wird, wird es einem sozialen Projekt gerecht, es ausschließlich anhand von Kennzahlen oder nüchterner Ratio zu bewerten.

Herz und Verstand bilden zusammen eine bessere Grundlage für Förderentscheidungen, als jeder Aspekt für sich.

2. Belegen Sie Ihre Wirkung bitte in Zahlen!

Non-Profits werden zunehmend mit Wünschen konfrontiert, die bspw. Benchmarks und konkret messbare Resultate vorsehen (woran wir nicht ganz unschuldig sind).

Grundsätzlich sind Wirkungsbelege zu begrüßen, jedoch dürfen Zahlen und Kennziffern nicht alleiniger Maßstab dafür sein, ob eine Förderung fließt oder nicht. Benchmarks können natürlich sinnvolle Anhaltspunkte liefern, ob ein Projekt funktionieren kann; eine automatische Wirkung für das potenzielle Förderprojekt ergibt sich daraus aber nicht.

Fragt ein*e Förder*in im Zuge von Arbeits- und Wirkungsbelegen vor allem nach KPIs, Pro-Kopf-Kosten u.Ä., lässt sich dem wirksam begegnen, indem die geforderten quantitativen Daten mit qualitativen “Kennzahlen” – Anekdoten, Zitaten, Storytelling o.Ä. – garniert werden.

Auf die eigene Wirkung zu achten bedeutet nicht, die eigene Arbeit bis ins Letzte durchzurationalisieren (denn das wäre das Ende von Kunst und Kultur oder neuen, innovativen Projektansätzen).

3. Wenn wir spenden, muss es mindestens um gesellschaftliche Veränderungen gehen!

Vielen Förder*innen ist es zu wenig, “nur” die Lebenslage einzelner Individuen oder kleinerer Zielgruppen zu verbessern. Es müsse doch mehr drin sein, am besten die Gesamtgesellschaft!

Zwar ist der Gedanke, das große Ganze positiv beeinflussen zu wollen, löblich und erstrebenswert. Allerdings werden – Achtung, Gegenargument – Entwicklungen auf gesamtgesellschaftlicher Ebene durch sehr viele Faktoren beeinflusst. Ein kausaler Zusammenhang zwischen Projekt und Impact lässt sich häufig nur schwer und oft auch gar nicht nachweisen.

Zudem stellen sich gesellschaftliche Wirkungen häufig auch erst nach Jahren oder Jahrzehnten ein. Insofern ist es ratsam, die Ansprüche der potenziellen Förder*in an die Wirkungsreichweite frühzeitig einzufangen – und die eigenen Ziele nicht zu fantastisch zu formulieren.

4. Für uns ist vorrangig, innovativ zu sein und/oder Förderlücken zu schließen!

Einige Förder*innen suchen gezielt nach Themenfeldern, die besonders innovativ sind oder in denen sie Förderlücken vermuten. Das sind grundsätzlich sinnvolle Ansätze, die wir auch propagieren – sofern sie im Ergebnis nicht dazu führt, dass unentwegt neue Projekte entstehen, die keine Anschlussfinanzierung finden, oder in Regionen eine Über-Förderung entsteht.

Das Engagement einer Förderin sollte sich an objektiv feststellbaren Bedarfen orientieren. Objektiv feststellbar heißt, dass der Bedarf sich anhand nachvollziehbarer Indikatoren ermitteln lässt – also dass fest umrissene Zielgruppen oder gar konkrete Nachfragen dieser Zielgruppen nach einem bestimmten Angebot existieren.

Das schließt keineswegs aus, dass sich Förder*innen eines Themas annehmen, das ihnen besonders naheliegt! Aber eine starke Bedarfsorientierung sorgt dafür, dass sie weniger aus gefühltem Wissen heraus investieren, sondern dass das Förderprojekt nachhaltig aufgesetzt ist und eine reale Lücke schließt.

Ein Gegenargument könnte daher lauten, dass sich die Förderin das Thema, für das sie brennt, mit dem verknüpft, das logisch geboten scheint.

5. Wir leisten höchstens eine Anschubfinanzierung!

Manche Förder*innen wollen am liebsten nur eine Anschubfinanzierung leisten. So erfreulich es ist, wenn Förder*innen vielversprechende Projektideen auf die Schiene hieven, so irrig ist die Vorstellung, dass der Karren dann von allein rollt, denn das tut er nur im Ausnahmefall. 

Ein mögliches Gegenargument wäre, dass ein Projekt Planungssicherheit benötigt, denn nur so kann es mit der gebotenen Sorgfalt wachsen und arbeiten, zumal sich Wirkungen häufig erst nach Jahren oder Jahrzehnten zeigen (siehe oben). Um neue Strukturen zu schaffen, braucht es einen lan­gen Atem.

Zwar kosten langandauernde Projekte meistens etwas mehr, versprechen dafür jedoch auch sichtbare Wirkungsrendite und deutlich nach­haltigere Strukturen. Denkbar wäre auch, dass eine Förderin das Förderbudget staffelt und die Auszahlung nach und nach zu verringert. So ist sichergestellt, dass die Projektverantwortlichen auch tatsächlich nach weiteren Geldgeber*innen suchen.

Fazit

Am Ende bestimmt natürlich jede*r Förder*in selbst, was und wen sie fördert. Gleichwohl hilft es, auf typische Einwände angemessen reagieren zu können, zumal es Bei vielen Aspekten kein klares richtig oder falsch gibt.