Als sich Kaja Niemann für unsere Weiterbildung Wirkungsmanagement anmeldete, war sie beim Stifterverband Projektmanagerin. Heute ist sie dort Referentin der Geschäftsführung und Wirkungsbeauftragte – eine Konsequenz aus der Weiterbildung. Was sich beim Stifterverband in puncto Wirkungsmanagement noch verändert hat, erzählt sie hier. Spoiler: eine Menge!
Der Stifterverband fördert Bildung und Wissenschaft, um die Innovationskraft der Gesellschaft zu stärken – durch Analyse, Förderung, Kooperationen und Meinungsbildung.
Hallo Kaja, magst du uns die Wirkungslogik vorstellen, die du in der Weiterbildung Wirkungsmanagement entwickelt hast?
Kaja Niemann: Damals haben wir im Projekt „Servicezentrum Deutschlandstipendium“ eine Wirkungslogik entwickelt. Anlass war das zehnjährige Jubiläum des Projekts – ein guter Zeitpunkt für Reflexion.
Ziel ist es, mehr leistungsstarken Studierenden aus bildungsfernen und finanzschwachen Haushalten durch das Deutschlandstipendium finanzielle und ideelle Möglichkeiten zu eröffnen. Wir unterstützen insbesondere Hochschulen dabei, das Deutschlandstipendium in ihrer Organisation zu verankern.
Es war spannend, die bestehende Praxis aus der Wirkungsperspektive zu reflektieren, Maßnahmen gezielt auf Hochschulleitungen auszurichten und so den Gap zwischen Ideal- und Ist-Zustand zu analysieren.
Gab es eine überraschende Erkenntnis?
Ja – Hochschulleitungen müssen stärker eingebunden werden. Die Arbeitsebene brennt für das Thema, aber ohne Rückhalt der Leitung geht es nicht. Wir bieten daher nun gezielt Formate für Leitungen an und haben das auch in den neuen Förderantrag integriert. Es hat uns sehr geholfen, das, was wir schon seit Jahren machen, als Wirkungsziel in einem Satz zu formulieren und Herausforderungen niederzuschreiben. Das bietet allen mehr Orientierung und ist ein unglaublicher Mehrwert. Wir haben gelernt, dass man sich Zeit nehmen muss und insbesondere Iteration zulassen sollte.
Wir haben wirkungsverantwortliche Personen benannt, die methodisches Wissen einbringen und Prozesse intern steuern sollen.
Welche zusätzlichen Ressourcen habt ihr dafür gebraucht?
Anfangs entstand der Eindruck, es brauche zusätzliche Ressourcen. Tatsächlich ist es aber vor allem eine Veränderung der Arbeitsweise. Wir haben gemerkt, dass Wirkungsmanagement in unserer großen Organisation einen Change-Prozess erfordert. Also wurde ich zur Wirkungsbeauftragten ernannt. Aber mit einer halben Stelle kann ich nicht das leisten, was nötig ist.
Deshalb haben wir für jedes unserer sieben Fokusthemen eine wirkungsverantwortliche Person benannt, die methodisches Wissen einbringen und Prozesse intern steuern soll. Langfristig sollen aber alle Programmmanager*innen wirkungsorientiert arbeiten – mit den Wirkungsverantwortlichen als Ansprechpartner*innen.
Gab es Widerstände?
Widerstände gibt es teils in der Umsetzung – weil mit Wirkungsorientierung einhergeht, dass die Arbeitsweise geändert wird. Fragen wie „Ist das jetzt wirklich wichtig?“ gehören dazu. Aber mit zunehmendem Verständnis für den Mehrwert werden die Widerstände weniger. Was enorm bei der Akzeptanz hilft, ist, dass wir die Veränderungen auf der ganzen Programmebene durchführen, nicht nur in einzelnen Teams, die sich so benachteiligt fühlen könnten. Und die Führungsebene steht klar hinter dem Thema.
Was hat sich sonst verändert?
Unsere Förderanträge sind jetzt wirkungsorientierter. Wir stellen uns konsequent die Fragen: Was ist die Herausforderung? Was ist das Ziel? Wer ist die Zielgruppe? Was genau tun wir? Das stärkt auch unsere Argumentation gegenüber Fördermittelgeber*innen – gerade angesichts knapper öffentlicher Mittel.
Was waren deine größten Aha-Erlebnisse in der Weiterbildung?
Dass wir im Bildungs- und Wissenschaftsbereich nicht immer neues Wissen brauchen. Oft ist das Wissen da, wird aber nicht angewendet – z. B. im Bildungssystem. Und daran anknüpfend, dass ein Erkenntnisgewinn (Outcome) nicht automatisch zu Handlung führt. Wenn Entscheidungsträger*innen an Hochschulen oder rechtliche Rahmenbedingungen es nicht zulassen, kommt es nicht immer zur Anwendung. Wirkungsorientierung bedeutet auch, vorhandenes Wissen nutzbar zu machen.
Deine Insidertipps für Teilnehmer*innen der Weiterbildung Wirkungsmanagement?
Wenn es um Projekte geht: Legt eure Aufzeichnungen kurz beiseite und lasst etwas Zeit vergehen, um dann gemeinsam mit dem Team die Erkenntnisse zu reflektieren. So könnt ihr mehrere Perspektiven einholen.
Um Wirkungsorientierung zu etablieren, braucht man Verbündete. Im Anschluss könnt ihr das Thema weiterwachsen lassen. Vielleicht schafft ihr ein Best Practice und zeigt, was sich dadurch verändert, welche Mehrwerte dadurch entstehen
Und ganz wichtig: Wirkungsorientiertes Arbeiten lernt man erst, wenn man es in der Praxis anwendet.
Warum sollte jede*r eine Weiterbildung in Wirkungsmanagement machen?
Weil sie strukturiert vermittelt, wie man Wirkung denkt, plant und umsetzt – von der Zielgruppenanalyse über Wirkungslogik bis hin zum Change-Management. Es ist eine gute Möglichkeit, direkt an eigenen Projekten zu lernen.
Was war für dich Anlass, die Weiterbildung zu absolvieren?
Wirkung spielte bei uns schon vorher eine Rolle. Mich nun mit dem Thema systematisch auseinanderzusetzen und wirkungsorientiertes Arbeiten an einem Beispiel anzuwenden war ausschlaggebend für den Besuch der Weiterbildung.