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Ob Neugründung oder Umwandlung vom Non-Profit zum Sozialunternehmen – die erforderlichen Schritte sind ähnlich. Allen voran die benötige Finanzierung. Welche Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierung es gibt und welche Überlegungen außerdem wichtig sind, lest ihr hier.

Was genau sind eigentlich Sozialunternehmen?

Sozialunternehmen sind Organisationen, die sich im Bereich zwischen reinen Wohltätigkeitsorganisationen mit sozialer Mission und rein profitorientierten Unternehmen positionieren. Primäres Ziel ist es, sich wirtschaftlich selbst zu tragen, während die Geschäftsidee auf sozialen Anliegen beruht. Bei Sozialunternehmen wird der Großteil der erzielten Gewinne zugunsten eines gesellschaftlichen Mehrwerts reinvestiert.

Praxisbeispiel: Rainbow Garden Village

Ein beispielhaftes Geschäftsmodell für gesellschaftlichen Mehrwert im Bereich des Tourismus ist Rainbow Garden Village. Das Sozialunternehmen verkauft Erlebnisse und Abenteuerreisen im Ausland, die mit Freiwilligenarbeit für wohltätige Zwecke verbunden sind.

Gründung eines Sozialunternehmens

Die Gründung kann auf zwei Arten erfolgen:

  1. Neugründung eines Sozialunternehmens
  2. Umwandlung einer Non-Profit-Organisation in ein Sozialunternehmen

Wichtige Überlegungen vor der Gründung eines Sozialunternehmens:

  • Der richtige Zeitpunkt für den offiziellen Start: Sobald das Unternehmenskonzept ausgereift und die Phase des Experimentierens abgeschlossen ist, solltet ihr es in eine rechtlich handlungsfähige Form bringen. In diesem Stadium geht es um Themen wie die Einstellung von Mitarbeitenden, die Beschaffung von Räumlichkeiten, das Schaffen von Strukturen und die Akquise von Finanzmitteln.
  • Die passende Rechtsform: In Deutschland gibt es keine speziell auf Sozialunternehmen zugeschnittene Rechtsform. Häufig fällt die Wahl auf die gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH), da sie Spenden annehmen kann und gleichzeitig wie die klassische GmbH von der beschränkten Haftung profitiert.

    Wollt ihr eine bestehende gemeinnützige Organisation in ein Sozialunternehmen umwandeln, müsst ihr euch möglicherweise von der Rechtsform des eingetragenen Vereins lösen. Diese Rechtsform sorgt zwar bei Spendenwilligen und Fördermittelgeber*innen für Vertrauen, schränkt aber aufgrund ihrer Struktur die unternehmerische Entscheidungsfreiheit ein. Investor*innen schreckt ab, dass manche Entscheidungen von den Vereinsmitgliedern gemeinsam getroffen werden müssen.

    Eventuell kommen noch andere Rechtsformen wie die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft (UG) oder die GmbH infrage. Lasst euch am besten von einer Rechtsanwaltskanzlei und Steuerberater*innen beraten.
  • Gemeinnützigkeit als Option: Die Möglichkeit der Gemeinnützigkeit wird in der Abgabenordnung geregelt. Gemeinnützige Organisationen müssen bestimmten Zwecken dienen, um Steuervorteile zu genießen. Aber nicht jedes Sozialunternehmen kann oder möchte jedoch gemeinnützig sein.

Finanzierung eines Sozialunternehmens

Die Akquise von Finanzmitteln stellt für Sozialunternehmen eine zentrale Herausforderung dar. Banken und Investor*innen sind oft zurückhaltend, da sie den Erfolg eines Unternehmens am Gewinn messen. Die Tatsache, dass Sozialunternehmen den Großteil ihrer Gewinne spenden oder reinvestieren, kann potenzielle Geldgebende abschrecken. Trotzdem gibt es eine breite Palette an Finanzierungsmöglichkeiten. Häufig unterstützt das Umfeld ein Social Start-up finanziell, oder die Startfinanzierung erfolgt komplett aus eigenen Mitteln. Weitere Quellen können sein:


Bei hohem Finanzierungsbedarf zu Beginn kann diese Finanzierung der richtige Weg sein. Die Vorteile: Es herrscht Planungssicherheit, weil Höhe, Zeitrahmen und Zinssatz festgelegt sind, ohne dass Anteile oder Mitspracherechte abgegeben werden müssen. Vorzulegen ist ein tragfähiger Geschäftsplan – aber die Konditionen sind oft nicht wirklich attraktiv.


Typisch sind verhältnismäßig niedrige Zinsen, eine lange Rückzahlungszeit und manchmal sogar Anlaufphasen ohne Rückzahlungspflicht.

Hier einige Beispiele für Kreditquellen:

In der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz könnt ihr nachschauen, welche Programme noch für euch infrage kommen könnten.


Venture-Capital (Wagniskapital), beinhaltet für Geldgebende das Risiko des Geldverlustes, sollte euer Vorhaben scheitern. Für ein Social Start-up geht es darum, die Venture-Capital-Gebenden mit Geschäftsidee, Umsetzungskonzept und persönlichen Fähigkeiten zu überzeugen. Euer Businessplan sollte auch darstellen, dass und wie ihr kostendeckend arbeitet und wie hoch der gesellschaftliche Mehrwert (Social Return on Investment) ist. Kreditsicherheiten spielen beim Venture-Capital eine untergeordnete Rolle. Die Investor*innen bringen viel Know-how mit – wertvoll für eure Unternehmensentwicklung!

Kapital für Social Start-ups stellen beispielsweise Ananda Impact Ventures, BonVenture und die Finanzierungsagentur für Social Entrepreneurship FASE zur Verfügung.

Mit den Begriffen Inkubatoren und Accelerators (Beschleuniger) sind Investor*innen gemeint, die schon in einer sehr frühen Phase investieren. Business Angels, bei denen es sich meistens um erfahrene Unternehmer*innen handelt, investieren ebenfalls in Social Start-ups. Das Förderprogramm INVEST des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz bringt Start-ups mit privaten Investierenden zusammen.


Beim Crowdfunding finanziert eine große Anzahl einzelner Personen ein Vorhaben mit kleineren Geldbeträgen. Die zu finanzierenden Projekte werden auf einer öffentlichen Plattform vorgestellt, über die auch die weiteren Prozesse ablaufen. Einige Plattformen wie betterplace.org und startnext.com haben sich auf soziale Themen spezialisiert.

Noch interessanter als das spendenbasierte Crowdfunding, bei dem es meist um kleinere Geldbeträge geht, ist für Social Start-ups das Crowdinvesting. Hier bekommen die Geldgebenden Unternehmensanteile für ihr Kapital.


Der Vorteil von Gründungswettbewerben: Die Preisgelder müssen nicht zurückgezahlt werden. Allerdings hat eine Teilnahme nur bei guter Vorbereitung Aussicht auf Erfolg. Wegen der überschaubaren Beträge und mangelnder Planbarkeit können Wettbewerbsteilnahmen nur ein kleiner Finanzierungsbaustein von Social Start-ups sein. Sie sind aber durchaus nützlich, um den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern und wertvolle Rückmeldungen zum Konzept zu bekommen.

Eigen- und Fremdkapital

Das Startkapital von Start-ups besteht in aller Regel aus mehreren Komponenten. Eigenkapital ist dabei besonders wichtig. Eigenkapital ist Geld, das die Gründer*innen selbst ins Unternehmen einbringen. Aber auch Kapitalgeber*innen können Eigenkapital zur Verfügung stellen. Sie überlassen dem Unternehmen das Geld für unbestimmte Zeit – Zinsen und Tilgungen fallen nicht an. Das Geld stammt beispielsweise von Venture-Capital-Investor*innen oder von Investor*innen aus dem Crowdinvesting.

Die Eigenkapitalgeber*innen erhalten Anteile am Unternehmen und haben Mitspracherechte. Die Investition ist für die Eigenkapitalgeber*innen erfolgreich, wenn sie die Beteiligung später mit Gewinn verkaufen können.

Nehmt ihr Fremdkapital auf, muss das Geld zurückgezahlt werden. Beispiele sind Bankkredite und Förderkredite. Bei Mezzaninbeteiligungen hängt es vom jeweiligen Vertrag ab, ob die Finanzierung eher fremd- oder eigenkapitalähnlich ist. Für Fremdkapital gibt es feste Laufzeiten, Verzinsungen und Tilgungsraten.

Die Fremdkapitalgeber*innen haben weder Mitwirkungsrechte noch Gewinnbeteiligungen. Es besteht aber gegenüber dem Eigenkapital ein vorrangiger Anspruch auf Rückzahlung.

Die 3 ersten Finanzierungsschritte

Um eine Unternehmensfinanzierung auf die Beine zu stellen…

  1. ermittelt ihr zuerst euren Kapitalbedarf. Ihr könnt den Bedarf aus eurem Finanzplan ablesen, den ihr als Bestandteil des Businessplans erstellt habt. Berücksichtigt dabei die geplanten Investitionen, die betrieblichen Ausgaben, alle Nebenkosten und auch euer Gehalt.
  2. klärt ihr danach, wie viel Geld ihr einbringen könnt und wie ihr zusätzliches Kapital aufnehmen wollt. Vergleicht die Bedingungen ganz genau. Sucht nach einem wirklich passenden Angebot – es muss nicht unbedingt das günstigste sein.
  3. könnt ihr euch anschließend mit eurem Businessplan bei den passenden Kapitalgeber*innen bewerben. Benennt die Risiken und Schwächen eures Vorhabens, legt aber den Schwerpunkt auf die Zukunftsfähigkeit – und zwar sowohl beim Zahlenwerk als auch bei den inhaltlichen Planungen und Zielen eures Social Start-ups.

Unabhängig davon, welches Geschäftsmodell und Finanzierungskonzept ihr euch zusammenstellt: Ein Social Start-up bietet spannende Möglichkeiten, soziale Anliegen und unternehmerisches Handeln miteinander in Einklang zu bringen.

Unser Online-Kurs hilft euch dabei, soziale Geschäftsideen zu entwickeln: