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Systemisches Wirken beschreibt den Ansatz, gesellschaftliche Herausforderungen durch gemeinsame Anstrengungen verschiedener Akteure zu bekämpfen. Dadurch sollen Probleme „an der Wurzel gepackt“, also dort bekämpft werden, wo sie entstehen. Doch was ist damit genau gemeint? 

Systemisches Wirken bekämpft die Ursache, nicht nur die Symptome 

Systemisches Wirken basiert auf folgender Überzeugung: Viele Probleme in unserer Welt sind zu groß, als dass einzelne Menschen oder Organisationen allein sie lösen können. Alle gesellschaftlichen Akteure – Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und auch Wissenschaft – müssen einen Beitrag leisten, um effektive Wirkung zu erzielen.

Hierbei geht es explizit darum, nicht nur die Symptome gesellschaftlicher Probleme zu bekämpfen, wo individuelle Wirkungsinitiativen oftmals enden, sondern die Ursachen dieser Symptome, die sich oftmals in sozialen Systemen finden. Diese Systeme können zum Beispiel Bildungssysteme, Gesundheitssysteme oder Arbeitsmarktsysteme sein. Gleichzeitig soll systemisches Wirken aber nicht die Bekämpfung von Symptomen ersetzen, da diese für die kurz- und mittelfristige Linderung von Herausforderungen unabdinglich bleibt. 

Systemisches Wirken in der Praxis

1. Fiktives Beispiel: Mathematikunterricht an Schulen  
Der Ansatz kann gut an einem vereinfachten Beispiel dargestellt werden: Haben viele Schulkinder Schwierigkeiten im Mathematik-Unterricht, setzt systemisches Wirken im Gesamtsystem an, das die Schüler*innen umgibt, sodass Lehrer*innen, Eltern, Schulverwalter*innen und Nachhilfelehrer*innen einbezogen werden.

So können die Ursachen, die zu Schwierigkeiten im Mathematik-Unterricht führen, identifiziert und bekämpft werden. Ein isoliertes Nachhilfeangebot für Schulkinder würde hingegen lediglich das Symptom, die akuten Mathematik-Schwächen der Schüler*innen, bekämpfen und zu weniger nachhaltiger Wirkung führen.

2. Reales Beispiel: Die Erfolgsgeschichte des Acker e.V.  
Ein Beispiel für eine Erfolgsgeschichte des systemischen Wirkens schreibt der Acker e.V. Um das große Ziel des Vereins zu erreichen, jedem Kind in Deutschland bis 2030 zu ermöglichen, Natur und Nachhaltigkeit praktisch zu erleben und zu entdecken, muss das gesamte Bildungssystem verändert werden. So werden nicht nur direkte Aktivitäten mit den Kindern gedacht, sondern auch die Ausbildung angehender Pädagog*innen, welche den Kindern in Zukunft Lerninhalte vermitteln werden.

Gleichzeitig werden über eigens organisierte Konferenzen Expert*innen aus Bildung, Wissenschaft und Politik in die Diskussion einbezogen und diverse Perspektiven diskutiert. So entstehen Ansätze, die das gesamte Bildungssystem erreichen, beispielsweise die Campus Ackerdemie für Studierende, die GemüseAckerdemie für Schulkinder oder AckerRacker für Kita-Kinder. 


Gemeinsames Wirken vs. Systemisches Wirken: Was ist der Unterschied? 

Gemeinsames Wirken ist ein äußerst erfolgsversprechender Ansatz, Wirkung in der Zivilgesellschaft zu erzielen. Dennoch sollte es nicht mit systemischem Wirken gleichgestellt werden, da dies das gemeinsam koordinierte und operativ effizient abgestimmte Handeln in Richtung eines Zieles beschreibt, nicht zwangsläufig aber auch die Einbeziehung sozialer Systeme.

Salopp gesagt: Systemisch Wirken kann jedes Projekt auch allein, wenn seine Angebote über die Grenzen einzelner Systemakteure hinausgehen – im Mathematik-Beispiel zum Beispiel über die Angebote von Nachhilfelehrer*innen. Gemeinsames Wirken macht systemisches Wirken jedoch oftmals leichter, da es der Arbeit mit diversen Akteuren Struktur verleihen kann. 

Systemisches Wirken spricht strukturiert alle Akteure im System an 

Da das Konzept des systemischen Wirkens oftmals noch unbekannt bzw. weniger bekannt ist, bedarf es einer klaren Ansprache von System-Akteuren, um Probleme an der Wurzel zu packen. Hierbei sollte das Projekt klar machen, welche Ursachen identifiziert wurden und was die größten Hebel sind, um sie zu bekämpfen. Dies kann oftmals anhand erwarteter Erfolgsgeschichten plausibilisiert werden, die das Zusammenspiel der einzelnen Akteure aufzeigen.

Im Mathematik-Beispiel wären das möglicherweise die Erfahrungen eines Schulkindes, das durch die Unterstützung der Lehrer*innen (zielgerichteter Unterricht), der Nachhilfelehrer*innen (individuelle Betreuung) sowie der Eltern (gemeinsame Hausaufgabenzeit) seine Leistungen verbessern kann. 

Unsere Experten für systemisches Wirken 

In unserer Einordnung des systemischen Wirkens wurden wir von zwei Experten unterstützt: Christoph Schmitz und Odin Mühlenbein. 

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