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Ein Patentrezept für die garantierte Förderung eures Projekts? Gibt es nicht. Aber einige Vorgaben haben die größten Stiftungen in Deutschland gemeinsam. Ihr findet sie hier – inklusive Tipps, wie ihr Geldgeber*innen für nachhaltige Förderung sensibilisiert.

23.876 Stiftungen bürgerlichen Rechts gibt es hierzulande. Die Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Dazu kommen Tausende Stiftungen, die eine andere Rechtsform haben. Gemeinsam verwalten sie ein beachtliches Vermögen, das auf rund 100 Milliarden Euro geschätzt wird. Viele Millionen davon werden als Stiftungsvermögen eingebracht und sollen Aktivitäten von Non-Profit-Organisationen unterstützen.

Und hier kommt eure Non-Profit-Organisation ins Spiel: Wenn ihr euch um eine Förderung bemühen wollt, solltet ihr ein paar Richtlinien kennen. 

Stiftungen überzeugen: Gemeinwohl als oberste Prämisse

“Förderempfänger müssen juristische Personen des öffentlichen Rechts oder juristische Personen des privaten Rechts sein, die die Anerkennung der Gemeinnützigkeit entsprechend gültiger Bescheide (Freistellungsbescheid oder §60a AO-Bescheid) durch das Finanzamt nachweisen können.”

… so lautet die oberste Förderungsrichtlinie der Dietmar-Hopp-Stiftung. Und nicht nur dort. Zahlreiche große Stiftungen vergeben ihre Fördermittel beispielsweise nicht an Einzelpersonen, sondern nur an freie Träger, die ausschließlich und unmittelbar dem Gemeinwohl dienen.

Kommunikation ist (fast) alles

Die meisten Stiftungen verlangen bei der Einreichung Details zu den Projektinhalten, -zielen, -laufzeiten und -budgets. Darüber solltet ihr eure Förder*innen auch immer auf dem Laufenden halten. Einige Stiftungen möchten außerdem in die Projektplanung und -umsetzung einbezogen werden.

Sollte sich beispielsweise euer Projekt zeitlich verzögern oder über die ursprünglichen Budgetvorgaben hinausschießen, müsst ihr das euren Geldgeber*innen unverzüglich mitteilen und euch mit ihnen dazu abstimmen. Ebenso wichtig ist es, euch mit euren Unterstützer*innen zur Kommunikationsstrategie abzustimmen: In welcher Form soll über das geförderte Projekt berichtet werden?

Die Stiftung Mercator etwa erwartet, dass die Ergebnisse nicht nur über herkömmliche Printmedien, sondern auch über Open-Access-Publikationen zugänglich gemacht werden. Außerdem legen viele Stiftungen auf ein spezielles Wording und die Einbeziehung ihres Logos in sämtlichen Unterlagen Wert.

Oft wichtig: eine Verbindung zu Deutschland

Viele Stiftungen fördern ausschließlich Projekte in Deutschland. Andere, wie die Klaus Tschira Stiftung wiederum benötigen zumindest eine*n deutsche*n Projektpartner*in.

Achtung, regionale Unterschiede!

“Achtzig Prozent der Stiftungen fördern ausschließlich regional”, erklärt Förderlotse Torsten Schmotz. Nur auf regionaler Ebene aktiv ist beispielsweise die Dietmar-Hopp-Stiftung und zieht nur Fördereinreichungen in Betracht, die ebenfalls in der Metropolregion Rhein-Neckar tätig sind. Zu weiteren regional aktiven Stiftungen zählen beispielsweise die BP Stiftung in Nordrhein-Westfahlen oder die Thüringer Ehrenamtsstiftung.

Förderlieblinge: Zweckgebundene, zeitlich begrenzte Projekte

Wenn ihr eure laufenden Betriebskosten über eine Förderung abdecken möchtet, hält sich die Begeisterung von Seiten vieler Stiftungen in Grenzen. In zahlreichen Fällen kommen nur neue, noch nicht begonnene Projekte, die eine bestimmte Dauer aufweisen, für eine Finanzierung in Frage.

Vorhaben, die dauerhaft laufende Kosten verursachen, werden oft nur dann berücksichtigt, wenn ihr nach der Beendigung der Finanzierung sicherstellen könnt, dass die laufenden Kosten von einer anderen Seite getragen werden. Werden die Fördermittel oder auch nur ein Teil davon für andere Zwecke verwendet, gilt das in vielen Fällen als Bruch der Fördervereinbarung.

Manche Stiftungen wie die Volkswagen Stiftung finanzieren außerdem keine Projekte, die bereits anderweitig gefördert oder unterstützt werden.

Tipp: Werbt für eine nachhaltige Förderung

Konkrete, zeitlich begrenzte Projekte werden zwar am häufigsten gefördert – nachhaltig ist das aber nicht. Deshalb lohnt es sich, gegenüber den potenziellen Förder*innen Überzeugungsarbeit zu leisten:

  • Bittet Stiftungen immer auch um Infrastrukturförderung. Denn qualitativ hochwertige Projekte erfordern auch qualitativ hochwertiges Personal.
  • Wirkt darauf hin, dass Stiftungen nicht nur Projektförderung übernehmen, sondern auch allgemeine Verwaltungskosten (Overhead-Kosten) in die Förderung einpreisen.
  • Vorsicht, Projektitis: Legt euren Geldgeber*innen dar, dass es sich lohnt, erwiesen wirkungsvolle Projekte auch über die gängigen Förderzeiträume hinaus zu unterstützen. Langfristförderungen haben mitunter größere gesellschaftliche Relevanz, weil die Projekte bereits praxis- und zielgruppenerprobt sind.
  • Bringt euren USP ins Spiel: Was unterscheidet euer Angebot von dem anderer Organisationen? Warum ist es besonders relevant für die Zielgruppe?
  • Belegt die Wirkung eures Projekts, um Fördernde zu einer längerfristigen Unterstützung zu bewegen. Legt genau dar, mit welcher Methode ihr eure Wirkung erhoben habt, um alle Wissenslücken zu schließen und Missverständnissen vorzubeugen.

Zusätzlich zu den formalen Vorgaben tragen noch weitere Faktoren zum Erfolg eines Förderantrags bei.

Gelungener Förderantrag: Was es sonst noch braucht

1. Strebt eine Partnerschaft auf Augenhöhe an
Tretet selbstbewusst und mit klarer Haltung auf. Seht euch nicht als Bittsteller*innen, sondern als ebenbürtige Partner*innen eurer Geldgebenden – denn sie haben zwar die Mittel, aber ihr habt das nötige Know-how, um die für sie relevanten Probleme anzugehen. Im besten Fall ist die Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

2. Plant Ressourcen für die Suche und den Förderantrag ein
Um im Dschungel der über 23.000 Stiftungen in Deutschland die richtige für euer Anliegen, für euer Projekt und für eure Non-Profit-Organisation aufzuspüren, ist ein gewisser Rechercheaufwand nötig. Einen Überblick bekommt ihr beim Bundesverband Deutscher Stiftungen. Auch auf dem Förderlotse-Blog findet ihr eine gute Übersicht.

Anschließend geht es daran, den Förderantrag zu schreiben. Gut und erfolgsvorsprechend ist er dann, wenn er inhaltlich und formal genau zu eurer ausgewählten Stiftung passt. Viele Anträge können ganzjährig formlos und schriftlich abgegeben werden. Andere wiederum nehmen Anfragen nur in einem bestimmten Zeitraum und/oder über ein Formular entgegen. Stiftungen wie die Robert Bosch Stiftung, die Software AG Stiftung oder die Stiftung Mercator stellen zum Beispiel spezifische Antragsformulare zu Verfügung.

3. Setzt euch für eine langfristige Zusammenarbeit ein
Gerade für junge Non-Profit-Organisationen, die erst mit einer Idee durchstarten, kann es schwierig sein, Stiftungen an Bord zu holen. Viele alt eingesessenen Geldgeber*innen sind neuen Partner*innen gegenüber etwas zurückhaltend. Möglicherweise hält sich die erste Förderung in einem überschaubaren finanziellen und zeitlichen Rahmen. Versucht es nicht als Rückschlag zu sehen – sondern als gute Chance, eine dauerhafte Partnerschaft aufzubauen.

Hintergrundwissen: Diese Stiftungszwecke gibt es

92 Prozent der deutschen Stiftungen sind gemeinnützig ausgerichtet und verfolgen somit ausschließlich steuerbegünstigte Zwecke. In der Statistik des Bundesverbands Deutscher Stiftungen zeigt sich folgende Aufteilung der unterschiedlichen Stiftungszwecke:

  • Gesellschaft und Soziales 51,8%
  • Bildung 34,5%
  • Kunst und Kultur 31,6%
  • Wissenschaft 24,3%
  • Gesundheit und Sport 20,2%
  • Umwelt 15,2%
  • Religion und Kirche 11,3%
  • Internationales 9,7%
  • Privatnützige Zwecke 8,2%

Operative und fördernde Stiftungen

Wie diese Unterstützung für gemeinnützige Zwecke aussieht, ist unterschiedlich: Operative Stiftungen, zu denen etwa die Bertelsmann Stiftung zählt, vergeben keine Fördermittel, sondern konzentrieren sich auf die Umsetzung von selbst initiierten Aktivitäten.

Wenn ihr in eurer Non-Profit-Organisation allerdings Geldmittel zum Durchführen eigener Projekte braucht, dann sind für euch fördernde Stiftungen besonders interessant. Sie machen insgesamt 61 Prozent der Stiftungen aus und investieren auf Anfrage in externe Institutionen oder sogar Einzelpersonen. Die Ausgaben reiner Förderstiftungen werden auf drei Milliarden Euro geschätzt.

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