Direkt zum Inhalt wechseln

Was für ein Fundus! Es gibt allein in Deutschland über 20.000 gemeinnützige, rechtsfähige Stiftungen und jede Menge Treuhand-Stiftungen. Viele davon fördern auf Antrag gemeinnützige Organisationen und schütten jährlich mehrere Milliarden Euro aus. Ein lukrativer Fundraising-Markt für alle – wenn man die Regeln und Gesetzmäßigkeiten kennt.

1. Sei geduldig!

Stiftungen sind alles andere als Dukatenesel, die sich freuen, dass endlich mal jemand einen Förderantrag stellt. Je größer sie gemessen am Stiftungskapital sind, desto professioneller agieren sie auch. Sie haben nicht nur eine Satzung, die den Zweck der Stiftung definiert, sondern häufig auch eine eigene Strategie, smarte Ziele und wohldefinierte Arbeitsprozesse. Letztere betreffen auch den Förderbereich.

Viele Förderstiftungen haben einen festgelegten Antragszeitraum mit einer Sichtungs- und Vorauswahl-Phase, die meistens bis September von hauptamtlichen Stiftungsmitarbeiter*innen vorgenommen wird. Spätestens im November werden den Aufsichtsgremien die Fördervorschläge für das nächste Jahr zur Entscheidung vorlegt.

Das bedeutet: Große Stiftungen vergeben unterjährig, sozusagen von heute auf morgen, vermutlich ganz selten bzw. nur ganz wenig (Rest-)Geld. Du brauchst also Geduld. Wenn du im nächsten Jahr gefördert werden willst, musst du idealerweise im ersten Halbjahr dieses Jahres die Förderanträge einreichen – sonst vergehen gegebenenfalls fast zwei Jahre bis zum Förderstart.

2. Leg die Schrotflinte weg!

Viele Stiftungs-Manager*innen klagen, dass im Laufe eines Jahres unzählige Förderbitten an sie gerichtet werden, obwohl sie gar nicht dem Zweck der Stiftung entsprechen. Ist das der Fall, darf die Stiftung gar nicht fördern. Die Stiftungs-Manager*innen haften im Zweifelsfall sogar für diesbezügliche Vergehen.

Mit solchen Anfragen würdest du für dein Projekt und für die Stiftungen unnötige Arbeit und Kosten verursachen. Beim Stiftungs-Fundraising hilft also kein Schuss mit einer Schrotflinte, der schon irgendwas treffen wird, sondern das genaue Gegenteil: die enge Eingrenzung der potenziellen Förderstiftungen.

3. Finde die wenigen passenden Stiftungen

    Es gibt nicht nur gemeinnützige Stiftungen, sondern auch private oder Unternehmensstiftungen. Zunächst ist es wichtig, die gemeinnützigen Stiftungen auszuwählen. Doch nicht alle gemeinnützigen Stiftungen fördern externe Projekte – manche sind ausschließlich operativ tätig. Es sollte dir also darum gehen, nur Förderstiftungen zu finden. Und schließlich musst du unter diesen Förderstiftungen jene finden, deren Stiftungszweck 100prozentig zu deiner eigenen Tätigkeit passt.

    Im Internet gibt es einige Werkzeuge wie den Stiftungsindex oder die umfangreiche Stiftungssuche des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, die bei dieser ersten Vorauswahl helfen. Auch eigens darauf spezialisierte Agenturen können unterstützen.

    Hast du so die Anzahl potenzieller Förderstiftungen auf einige wenige Dutzend eingedampft, geht es wie folgt weiter: Befasse dich über eine Web-Recherche mit jeder Stiftung ein wenig genauer – zum Beispiel kannst du prüfen, ob es eine Förderrichtlinie gibt, ob deine Projekte dazu passen und ob aktuell überhaupt neue Projekte gefördert werden. Viele Stiftungen sind derzeit wegen der hohen Inflation und niedrigen Zinsen zum Sparen gezwungen.

    Prüfe außerdem, ob es für die Anträge Fristen und Formvorlagen zu beachten gilt. Nach all diesen Recherche-Schritten bleiben erfahrungsgemäß nur ganz wenige Stiftungen übrig, die ernsthaft für eine Förderung in Frage kommen.

    4. Die Sandwich-Methode

    Stiftungs-Manager*innen sind auch nur Menschen – die andere Menschen besser wahrnehmen als nur eine E-Mail oder einen Text in einem Online-Formular. Es kann helfen, vorab persönlich telefonischen Kontakt mit der Stiftung aufzunehmen. Vorher solltest du die für deine Projekte zuständige Person recherchieren oder gezielt danach fragen. Im Dialog kannst du klären, ob deine Projekte prinzipiell passen – und ob es weitere Tipps und Tricks für einen gelungenen Förderantrag gibt. Zeit ist Geld, also fasse dich möglichst kurz. Übe die kurze klare Ansprache vorher ein. Mehr als drei Minuten sollte dein erster Pitch nicht dauern.

    Die Voranfrage hat zwei Vorteile: Du ersparst bei einer negativen Antwort dir selbst und deinem Gegenüber viel Arbeit. Und bei einer positiven Antwort bleibst du besser in Erinnerung: ein wichtiger Vorteil gegenüber anderen Antragsteller*innen.

    Das i-Tüpfelchen: Frag die Stiftungsmitarbeitenden, ob du deinen Antrag vor der offiziellen Einsendung informell mailen darfst – mit der Bitte um Kommentare und Verbesserungsideen. Wenn das klappt, steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit erheblich. Der korrigierte Antrag passt nicht nur besser zur Stiftung, deine Kontaktperson hat ihn außerdem schon ein wenig zu ihrem eigenen gemacht, psychologisch betrachtet.

    Auch das ist ein Vorteil, denn Fundraising ist ein People Business! Wie bei einem Sandwich gibt es mehrere Lagen: erst die persönliche Anfrage, dann das Hintergrund-Gespräch, dann den informellen Antrag und schließlich den offiziellen Antrag.

    5. Arbeite genau

    Stiftungen sind keine Behörden, aber sie gehen ähnlich ungnädig mit Förderanträgen um, die frist- und formlos eingereicht werden: Diese haben nahezu keine Förderchance. Ebenso negativ wirken sich fehlende Unterlagen aus. Viele werden, auch der Gerechtigkeit halber gegenüber anderen Antragstellenden, rigoros aussortiert.

    Und auch andere Form- und Rechtschreibfehler kommen nicht so gut an. Schließlich will die Stiftung keine Risiken eingehen und mit zuverlässigen Menschen zusammenarbeiten. Mit anderen Worten: Beachte unbedingt alle Frist- und Formerfordernisse!

    6. Nachwirkende Pflichten

    Die meisten Förderstiftungen erwarten einen wie auch immer gearteten Ergebnis-Bericht, in dem nachgewiesen wird, dass die Förderung gemäß allen verabredeten Auflagen verwendet wurde. Idealerweise kannst du auch nachweisen, dass die intendierte Wirkung erzielt wurde. Wenn du also mit Stiftungs-Fundraising beginnst und eine Förderung erhältst, solltest du immer bedenken: Damit endet deine Arbeit nicht.

    Häufig ist die Erstellung der Berichte und das Einholen aller geforderten Nachweise eine mühevolle, zeitfressende Arbeit – und fallen die Ergebnisse nicht aus wie mit der Stiftung verabredet, droht sogar eine Rückforderung von Fördermitteln. Es lohnt sich also, den Förderbescheid genau zu lesen und zu prüfen, ob du die damit einhergehenden Verpflichtungen auch wirklich erfüllen kannst.

    7. Beziehungspflege

    Die Projektitis ist weithin bekannt: Stiftungen, der Staat und Unternehmen vergeben selten Dauerförderungen und gewähren stattdessen häufig nur eine einmalige Anschubfinanzierung oder fördern zeitlich begrenzte Projekte.

    Umso wichtiger ist es, dass du mit den Fördernden positiv in Kontakt bleibst, sie persönlich informierst und früh in den Austausch gehst, wie und wo andere Förderungen möglich sein könnten. Denn alle Menschen arbeiten gerne mit Menschen erneut zusammen, wenn die erste gemeinsame Arbeitserfahrung angenehm und erfolgreich war. Haltet euch Förderstiftungen warm, denn nach der Förderung ist vor der nächsten potenziellen Förderung!

    4 Merksätze für erfolgreiches Fundraising bei Stiftungen

    1. Fundraising bei Stiftungen klappt selten ganz kurzfristig. Es braucht häufig zwölf Monate Vorlaufzeit.
    2. Die Auswahl der passenden Stiftung ist entscheidend: Sie muss gemeinnützig und fördernd sein. Außerdem müssen Stiftungszweck und Förderpolitik genau zu deinen Aktivitäten passen.
    3. Beachte alle Anforderungen der Stiftungen in deinen Förderanträgen – oder du fliegst raus, bevor es losgeht!
    4. Komme deinen Pflichten gegenüber den fördernden Stiftungen nach, sonst kann es teuer werden.

    Experte: