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Lektion 3 von 5

Die 3-Säulen-Theorie

Klaus erklärt, welche drei Säulen der Finanzierung jede Organisation seiner Ansicht nach haben sollte. Du lernst, wie du seine 3-Säulen-Theorie nutzen kannst, um eine passende Finanzierungsstrategie für deine Non-Profit zu entwickeln.


[00:00] – Klaus-Dieter Becker

Ich denke, die meisten gemeinnützigen Organisationen stellen sich die Frage: Wie sieht eigentlich unsere Finanzierung oder unsere Finanzierungsstrategie aus? Und die „drei-Säulen-Theorie“ kann einem dabei helfen, das einfach einmal zu visualisieren, nämlich einmal den aktuellen Stand. Es gibt drei unterschiedliche Säulen: Die erste Säule ist die Säule der institutionellen Mittel. Das heißt, das sind Mittel, die der Gesamtorganisation zufließen und in der Regel hohe Freiheitsgrade beinhalten, also nicht zweckgebunden sind zum Beispiel an eine bestimmte Projekttätigkeit. Die zweite Säule sind die Projektfördermittel. Das sind also Mittel, die für spezielle Projekte oder bestimmte Aktivitäten eingeworben sind und damit natürlich auch in ihrer Verwendung etwas begrenzt sind. Sie sind also nicht für alle Aktivitäten nutzbar, sondern vor allen Dingen für die Aktivitäten, für die sie auch beantragt wurden. Und das dritte ist die Säule der wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe, die sich im Wesentlichen teilt in einen steuerbegünstigten Zweckbetrieb und einen steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Das ist eine Säule, die Leistung und Gegenleistung beschreibt. Also das heißt, man hat Einnahmen, aber man muss auch für diese Einnahmen etwas leisten.

[01:21] – Klaus-Dieter Becker

Und es gibt den Grundsatz: Alle drei Säulen sollen Einnahmen generieren und sie sollen in einem gesunden Verhältnis stehen. Das heißt, es soll keine Extreme geben, also so was wie 5 % zu 95 %. Das soll es nicht sein, sondern es soll eher etwas ähnlich Gewichtetes sein. Es muss nicht gleich 33:33:33 sein, es kann auch 20:40:40 sein. Aber jede Säule soll eine relevante Größe spielen. Wenn man etwas Konkretes davon mitnehmen möchte, dann sollte man sich immer fragen: Hat man eigentlich Einnahmen in allen drei Säulen? Und wenn nein, warum nicht? Und wie ist eigentlich das Verhältnis von den drei Säulen? Gefällt mir das so, also 1/3 Säule eins, 1/3 Säule zwei, 1/3 Säule drei? Ist das ein gutes Verhältnis für meine Organisation oder hätte ich gerne ein anderes? Und damit hilft einem die Theorie so ein bisschen der Veranschaulichung der eigenen Finanzierung und auch dem Diskurs darüber, ob einem das, was man da sieht, einem eigentlich so gefällt.

Ob der Finanzierungsmix “gefällt”, steht hier synonym dafür, ob er zur eigenen Organisation passt. Das richtet sich wiederum nach der Verfügbarkeit der jeweiligen Säule der Finanzierung und den individuellen Bedarfen der Organisation (zum Beispiel: hoher Bedarf an frei verwendbaren Mitteln). Es gibt also Klaus zufolge nicht den einen perfekten Finanzierungsmix. Im optimalen Zustand können die drei Säulen bei verschiedenen Organisationen jeweils ganz anders aussehen.

Die 3 Säulen der Finanzierung

Finanzielle Mittel, die der Institution (deiner Organisation) zufließen. Sie sind nicht an bestimmte Projekte oder Aktivitäten gebunden. Geldgebende sind zum Beispiel vermögende Privatpersonen, Kleinspender*innen, Stiftungen oder “Corporate Social Responsibility/Citizenship”-Abteilungen von Unternehmen.

Finanzielle Mittel, die für ein bestimmtes Projekt deiner Organisation bereitgestellt werden.
Beispiele für Finanzierende sind Bund/Land/EU, Stiftungen, Privatpersonen oder Unternehmen.

Finanzielle Mittel, die von deiner Organisation selbst erwirtschaftet werden. Beispiele für Finanzierungsquellen sind bezahlte Beratungsleistungen, Regelleistungen nach dem Sozialgesetzbuch (vom Staat finanzierte Dienstleistungen) oder bezahlte Fortbildungen.

Der Finanzierungsmix der Storchenschmiede

Zurück zu unserem Fallbeispiel: Im Video erzählt dir Klaus, auf welchen Finanzierungsmix er bei der Storchenschmiede neben dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb setzt und warum er mit dem Ausbau des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes begonnen hat.


[00:00] Klaus-Dieter Becker, Sozialunternehmer

Als wir uns bei der Storchenschmiede gGmbH um die grundsätzliche Finanzierung Gedanken gemacht haben, war uns eine Sache recht klar: Der Anteil der wirtschaftlichen Tätigkeiten wird sehr hoch sein. Zumindest mal zu Beginn der Organisation. Das kann sich später auch ändern. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass wir hier in Brandenburg sind in ländlichen Regionen mit einer schlechteren Förder-Struktur. Das heißt, die ist vielleicht ein bisschen anders, als bei anderen Organisationen, die zunächst beginnen mit viel Projektfördermitteln und dann versuchen, einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zu machen, sind wir hier ein bisschen anders vorgegangen. Wir haben zunächst den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb ausgebaut und dann Projektförderung dazu gepackt.
Im ersten Geschäftsjahr der Storchenschmiede hatten wir etwa 30 % unserer Einnahmen im Bereich der institutionellen Säule, 20 % der Einnahmen im Bereich der Projektförderung und etwa 50 % der Einnahmen im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Wir haben im zweiten Geschäftsjahr Projektförderung ausgeweitet, im Wesentlichen, weil Projektfördermittel für bestimmte Aktivitäten von uns verfügbar waren. Wir haben für die Renovierung von Teichflächen einen Förderer gewinnen können. Wir haben auch Förderer gewinnen können zum Beispiel für den Aufbau einer Jurte.

[01:18] Klaus-Dieter Becker, Sozialunternehmer

Das ist ein Umweltbildungsraum für uns, in dem wir mit Schulklassen zum Beispiel bei schlechtem Wetter trotzdem Bildungsarbeit leisten können. Das hat dazu geführt, dass es in diesem Jahr so ist, dass die institutionellen Mittel eher so bei 10 bis 15 % sind, die Projektfördermittel eher so bei 30 bis 40 %, und der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb etwas unter 50 %.
Die institutionellen Förderer sind wie für die allermeisten gemeinnützigen Organisationen sehr, sehr schwer zu finden. Für uns bedeutet das im Wesentlichen lokale kleinere Unternehmen und Organisationen, also so was wie eine Sparkasse unseres Landkreises oder auch der NABU Landesverband Berlin, der mit einem kleinen Betrag sich hier weiter engagiert.

Teste dein Wissen!

Die drei Säulen der Finanzierung haben jeweils Vor- und Nachteile, die hier in Begriffen zusammengefasst sind. Ordne die Vor- und Nachteile zu, indem du die Begriffe mit der Maus zu einer der drei Säulen schiebst!  


Und jetzt du!

Wie sieht der optimale Finanzierungsmix für deine Organisation aus? Wie ausgeprägt ist jede der drei Säulen? Nimm dir einen Moment Zeit und überlege, wo du mit deiner Non-Profit stehst und wo du hin willst.

Du kennst nun die drei Säulen der Finanzierung.

In der nächsten Lektion erfährst du, wann eine Organisation finanziell nachhaltig ist. Trifft das schon auf die Storchenschmiede zu?