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Um langfristig erfolgreich und attraktiv für Spender*innen und andere Geldgebende zu sein, sind auch im gemeinnützigen Sektor Innovationen gefragt. Egal, ob diese sich auf Produkte, interne Prozesse oder das Geschäftsmodell beziehen. Dafür braucht es nicht übertrieben viele Ressourcen.

An Ideen für Innovationen mangelt es meist nicht. Aber die Neuerungen müssen auch umgesetzt werden. Wirtschaftsunternehmen engagieren dafür Innovationsmanager*innen oder unterhalten sogar eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Non-Profits fehlen dafür oftmals die Ressourcen. Unüberbrückbar sind diese Nachteile aber nicht. Mit dem richtigen Know-how könnt auch ihr eine innovative Organisation werden. Wie das gehen kann, hat uns Dr. Marion Poetz, außerordentliche Professorin für Innovationsmanagement an der Copenhagen Business School (CBS) erklärt.

Innovationen können radikale Ideen oder disruptive Neuerungen sein. Aber auch die stete Verbesserung bestehender Lösungen und Produkte fällt in diesen Bereich. Beides ist für Organisationen wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein. “Diese Balance nennt man organisationale Ambidextrie”, so Marion Poetz.

“Einer von 1.000 Menschen kann sowohl die linke wie auch die rechte Hand gleich gut verwenden. Diesen Begriff hat man sich ausgeborgt und bezeichnet damit Unternehmen, die sowohl mit kleinen Schritten ihre Kernkompetenz steigern und gleichzeitig in große Innovationsschritte investieren, um rechtzeitig mit dem Next Big Thing auf den Markt zu kommen und nicht von innovativen Start-ups rechts außen überholt zu werden.”

Was machen innovative Organisationen anders? 

“Kreatives Lösen ist eine der Komponenten, die andere ist, die Kreativität auf die Straße zu bringen” – so beschreibt Jürgen Hausschildt, einer der führenden Wissenschaftler des Innovationsmanagements, die zwei Zutaten für Innovation.

Auch Marion Poetz beschäftigt sich mit der Frage, was innovative Organisationen von weniger innovativen unterscheidet. Ihre Antworten sind durch zahlreiche Forschungen bestätigt:  

  • Flache Hierarchien 
  • Eine Kultur, in der nicht die Performance des Einzelnen zählt, sondern die Zusammenarbeit belohnt wird 
  • Prozesse, die Wissensflüsse ermöglichen 
  • Trial-and-Error-Verfahren: Fehler sind zwar nicht das Ziel, werden aber als Chance genutzt. Sie werden dokumentiert, um später daraus zu lernen.
  • Vertrauen in die Mitarbeitenden  
  • Diversität in Teams  
  • Freiraum für Kreativität. “Doch der Raum allein ist zu wenig”, ergänzt Wolfgang Komatz von der österreichischen Plattform für Innovation (PFI). “Wenn ein Geschäftsführer durch einen solchen Raum geht, Mitarbeitende beim Plaudern sieht und meint: Was macht ihr da? Damit wird jegliche Motivation wieder zunichte gemacht.” Es geht um die gelebte Praxis.  

Förderliche Komponenten wie diese greifen im Idealfall in einer Organisation ineinander und spiegeln die Innovationsstrategie wider. Darunter versteht man das Festlegen von strategischen Zukunftsthemen und relevanten Innovationsfeldern. Das Existieren einer Innovationsstrategie unterscheidet laut Marion Poetz innovative Organisationen häufig von weniger ideenreichen Vereinen.

Innovative Unternehmen haben verstanden, dass Wissen überall ist – im Unternehmen, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft.

Marion Poetz

Open Innovation: Der Blick nach außen lohnt sich 

Bei der Suche nach Innovationen lohnt es sich, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ihr könnt zum Beispiel eure Zielgruppe, Expert*innen aus der Wirtschaft oder auch Non-Profits aus anderen Bereichen einbeziehen. “Je weiter weg das Wissen ist, desto neuartiger und radikaler sind die Lösungen”, erklärt Marion Poetz.

Praxisbeispiel: Als ein Bostoner Arzt das Infusionsgerät verbessern wollte, hat er die Antwort nicht im Krankenhaus gefunden. Stattdessen hat er beim Spielen mit dem Flugsimulator Parallelen mit der Mechanik erkannt und das Gelernte auf Neuerungen beim Infusionsgerät umsetzen können. So weit beide Themen auf den ersten Blick voneinander entfernt sind, haben sie doch strukturelle Gemeinsamkeiten. 

Innovator*innen finden mittels “Pyramide Searching” 

Es gibt verschiedene Suchstrategien und Kooperationsmöglichkeiten, um Innovator*innen zu finden – sowohl offline wie online. Eine Methode ist das sogenannte “Pyramide Searching”: Dabei identifiziert ihr im Team Personen, die über Kenntnisse oder Interesse an einem bestimmten Themengebiet verfügen. Diese fragt ihr, ob sie noch jemanden kennen, der oder die über größeres Wissen verfügt.

Diesen Vorgang wiederholt ihr so lange, bis ihr an der Spitze dieses bestimmten Themenbereichs oder dieser Pyramide angelangt seid und Personen mit dem höchsten Maß an Fachwissen und Leidenschaft gefunden habt.

Für den Blick über den Tellerrand könnt ihr noch weitergehen: Diese*r Expert*in kann euch höchstwahrscheinlich an eine*n weitere*n Expert*in aus einem entfernten aber analogen Themenbereich verweisen.  

Innovation ist nichts für Einzelkämpfer*innen 

“Innovation im 21. Jahrhundert ist nicht ein Unterfangen einer Person oder eines Unternehmens”, sagt Marion Poetz. “Um die Herausforderungen, vor denen wir stehen, zu bewältigen, muss man sich mit dem auseinandersetzen, was man nicht kennt, muss hinausgehen und auf andere zugehen. Von der Vorstellung, dass das einem Menschen oder einem Unternehmen allein gelingt, müssen wir uns im 21. Jahrhundert verabschieden.”

Wer innovativ sein will, sollte nicht nur das Wissen von außen einbeziehen, sondern zusätzlich auf Kooperationen und Zusammenarbeit setzen. Denn man muss nicht alles selbst machen, darüber sind sich Expert*innen einig. Nicht nur große Unternehmen können es sich leisten, in Forschungs- oder Wissenschaftsprojekte einbezogen zu werden. Auch kleine Non-Profits können mit Universitäten oder Unternehmen zusammenarbeiten.

Kleine Organisationen können sogar klar im Vorteil sein, weiß Marion Poetz aus einer Studie: Während im Austausch zwischen Unternehmen immer gleich Wettbewerb gefürchtet wird, wird Non-Profits eher Wissen zur Verfügung gestellt. “Der Nachteil, klein zu sein kann durch offene, kollaborative Netzwerke zum Vorteil werden.”

Kreativitätstechniken in Workshops und Meetings 

Innovationen können auch in internen Meetings und Workshops gefördert werden: Es gibt spezielle Techniken, um die Kreativität anzuregen. Denn selbst in den innovativsten Organisationen treten auch mal Ermüdungserscheinungen auf.

Zu den bekanntesten Kreativitätstechniken zählen Mindmapping und Brainstorming. Eine andere Methode ist beispielsweise die Kopfstand-Methode. Buchstäblich Kopf stehen müsst ihr dabei aber nicht. Das Grundprinzip lautet vielmehr: Dreht die Fragestellung komplett um und sucht nach Vorschlägen für das genaue Gegenteil. Eine weitere beliebte Kreativitätsmethode, das Design Thinking, haben wir hier für euch aufgeschrieben.