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Lektion 5 von 6

Was ist Social Washing?

Stell dir vor, ein Unternehmen hilft mittels Corporate Volunteering, Strände von Plastikprodukten zu säubern, die es selbst hergestellt hat. Und es nutzt die Aktion dann für eine Kampagne, um sich als umweltbewusstes Unternehmen darzustellen. Das ist ein Paradebeispiel für das so genannte Social Washing.

© Brian Yurasits / Unsplash

Ganz allgemein bezieht sich Social Washing auf Vorgehen von Unternehmen, bei dem sie versuchen, ihr Image reinzuwaschen. Zentral ist, dass ein Unternehmen dabei nur vortäuscht oder übermäßig betont, sozial engagiert zu sein, während es die sozialen Ziele aber nicht in seinem Kerngeschäft verfolgt. Im Extremfall kann Social Washing sogar als Ablenkungsmanöver eingesetzt werden, um fragwürdige Geschäftspraktiken zu verschleiern.

Social Washing ist ein Oberbegriff für Green Washing, Pink Washing und Blue Washing. Bei diesen Varianten versuchen Unternehmen, ihrem Image einen ökologischen (Green Washing), feministischen (Pink Washing) oder ethischen (Blue Washing) Anstrich zu geben.

Social Washing erkennen

Um Social Washing zu erkennen, solltest du auf das Kerngeschäft des jeweiligen Unternehmens schauen und es mit dem vermeintlichen Engagement abgleichen. Frage dich: Meint es das Unternehmen mit seinem Engagement ernst? Gibt es größere Widersprüche zwischen dem, was ein Unternehmen kommuniziert und dem, wie es handelt, solltest du von einer Kooperation absehen.

Social Washing zu erkennen, ist nicht immer leicht. Um deinen Blick zu schärfen, hier weitere Beispiele:

  • Ein DAX-Konzern wirbt damit, sich für Vielfalt einzusetzen, während seine Leitungspositionen männlich dominiert sind.
  • Ein Mode-Unternehmen wirbt mit tollen Arbeitsbedingungen und verkauft zugleich Produkte, die mithilfe von Kinderarbeit hergestellt wurden.
  • Eine Fastfood-Kette verkauft vegane Burger, während sie ihr Kerngeschäft mit klimaschädlichen Rindfleisch-Burgern betreibt, wirbt aber gleichzeitig mit ihrer Klimafreundlichkeit.

Social Washing vermeiden

Wie kannst du nun konkret prüfen, ob ein Unternehmen es ernst meint mit seinem sozialen Engagement? Ihr könnt nur selbst entscheiden, wo für eure Non-Profit die rote Grenze liegt. Dafür kann es hilfreich sein, wenn ihr Standards formuliert und auf dieser Basis eine Checkliste erstellt, mit der ihr potenzielle Partner*innen prüfen könnt. Die folgenden Leitfragen können dabei unterstützen:

  • Werte: Was könnte eure Integrität als soziale Organisation gefährden? Welche eurer Werte sollten Unternehmenspartner*innen unbedingt teilen? Zum Beispiel: Nachhaltigkeit, Indikator: hohe Nachhaltigkeits-Standards des Unternehmens bei der Produktion.
  • Kerngeschäft: Welche Aktivitäten oder Geschäftsfelder stimmen nicht mit den Werten und Prinzipien deiner Non-Profit überein? Zum Beispiel: Tabakindustrie, Waffenproduktion.
  • Netzwerk: Mit welchem politischen oder religiösen Kurs oder dessen Vertreter*innen sollte das Unternehmen nicht in Verbindung gebracht werden? Zum Beispiel: Rechtsextreme Gruppierungen, Indikator: privates Engagement von Vorstand oder Geschäftsführung.

Zur Prüfung schau dir die Berichterstattung über deine*n potenziellen Unternehmenspartner*in in unabhängigen Medien an, die Berichterstattung des Unternehmens selbst sowie sein Leitbild. Beziehe deine beruflichen Kontakte in die Recherche ein. Auch ein Blick auf die Erfolgsbilanz bisher unterstützter sozialer Projekte des Unternehmens kann aufschlussreich sein.

Tipp: Haltet eure Standards für die Zusammenarbeit mit Unternehmen auch öffentlich fest. Ein Kodex für wirkungsvolle Partnerschaften hilft dabei, euch selbst zu diesen Standards zu verpflichten und Unternehmen daran zu binden.


Hilfsmittel für den Unternehmens-Check

Die folgenden Webseiten liefern Informationen zu Sozial- und Nachhaltigkeitsstandards von Unternehmen. Einige davon sind für Unternehmen konzipiert, zum Beispiel zur Selbsteinschätzung. Sie können dir trotzdem wertvolle Anhaltspunkte liefern. Nutze sie jedoch nur in Verbindung mit weiteren Quellen:

  • Mit dem CSR-Self-Check der Bundesregierung können Unternehmen einschätzen, wie gut sie soziale Verantwortung übernehmen (CSR: Corporate Social Responsibility, Deutsch: soziale Verantwortung von Unternehmen).
  • Das Non-Profit-Netzwerk B Lab bietet auf seiner Webseite eine Suchfunktion für Non-Profits, um passende Unternehmenspartner*innen zu finden. B-Lab wurde durch die Zertifizierung von Unternehmen bekannt, die hohe Standards für soziale und ökologische Leistung, Rechenschaftspflicht und Transparenz erfüllen.
  • Auf der Webseite des Sozialunternehmens Good on you findest du eine große Übersicht an Mode-Unternehmen, die dessen hohe ethische und nachhaltige Kriterien erfüllen.
  • Der Fair Finance Guide kann die eine Orientierung bieten, um Versicherungen und Banken mit Blick auf ihre Sozial- und Nachhaltigkeitsstandards einzuschätzen.

Jetzt kannst du mit dem Risiko von Social Washing umgehen.

Bist du bereit für den Praxistransfer? In der letzten Lektion fassen wir nochmal das Wichtigste aus allen Lektionen in einer Übung zusammen. Sie enthält außerdem eine nützliche Arbeitshilfe für deine Suche nach einer passenden Unternehmenskooperation.