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[00:00:01.860] – Dr. Falk Wienhold, PHINEO gAG 

Eine Fokusgruppe ist eine moderierte Gruppendiskussion zu einem bestimmten Thema oder einer eingegrenzten Fragestellung. Es handelt sich also um eine Methode, bei der man auf einen bestimmten Aspekt fokussiert. Daher der Name Fokusgruppe. 

[00:00:19.080] – Charlotte Buttkus, PHINEO gAG 

Bei einer Fokusgruppee geht es um das Gespräch zwischen den Teilnehmenden, nicht um das Gespräch mit der Moderation. Das unterscheidet die Fokusgruppe auch von einem Einzelinterviews. Denn bei einem Einzelinterview geht es um das Gespräch zwischen Interviewenden und Interviewtem. 

[00:00:34.140] – Dr. Falk Wienhold, PHINEO gAG 

Die Methode der Fokusgruppe wird viel in der Marktforschung benutzt, aber auch immer häufiger in der qualitativen Sozialforschung. Also immer dann, wenn es darum geht, Zusammenhänge in der sozialen Arbeit besser zu verstehen. 

[00:00:48.140] – Charlotte Buttkus, PHINEO gAG 

Eine Fokusgruppe eignet sich gut für bestimmte Fragestellungen im Rahmen von Wirkungsanalysen und sie lässt sich einsetzen bei der wirkungsorientierten Steuerung von sozialen Projekten und Programmen. Konkret eignet sich die Fokusgruppen dazu, Erfahrungen und verschiedene Sichtweisen auszutauschen, z.B. zu einer Maßnahme und deren Wirkungen. Sie eignet sich aber auch dazu, um die Bandbreite verschiedener Einstellungen oder Einschätzungen zu erheben, etwa von verschiedenen Stakeholdern oder innerhalb einer Stakeholder-Gruppe wie z.B. der Zielgruppe. Zudem lässt sich die Methode einsetzen, um auf Ursachenforschung zu gehen, z.B. um herauszufinden, warum Dinge nicht so gewirkt haben wie angenommen oder welche unbeabsichtigten Wirkungen aufgetreten sind. Die Fokusgruppe eignet sich auch dafür, mögliche Lösungsansätze zu finden. Und die Ergebnisse können von den Projektverantwortlichen genutzt werden, um Handlungsempfehlungen abzuleiten. 

[00:01:58.760] – Dr. Falk Wienhold, PHINEO gAG 

Der zentrale Unterschied zum Einzelinterview ist, dass man durch den Austausch mit anderen auf Ideen oder Erkenntnisse kommen kann, auf die man alleine vielleicht nicht gekommen wäre. Je nach Ziel und Zweck der Fokusgruppe kann die Gruppendiskussion aber auch einen Aushandlungscharakter haben. Das kann sinnvoll sein, wenn es darum geht, etwas zu entscheiden, z.B. wie relevant sind eigentlich bestimmte Wirkungen, die in einem Projekt auftreten? Stellen wir uns vor, Teilnehmende des Projektes berichten über unerwünschte Wirkung. Wie relevant sind die dann für den Projekt-Kontext? Können wir weitermachen wie bisher oder müssen wir umsteuern? Hierzu kann man in der Fokusgruppe z.B. einen Konsens herausarbeiten, der die unterschiedlichen Perspektiven der Teilnehmenden berücksichtigt. 

[00:02:42.290] – Charlotte Buttkus, PHINEO gAG 

Um zu entscheiden, ob die Methode der Fokusgruppe für ein bestimmtes Projekt geeignet ist, ist es gut, sich die Vor- und Nachteile vor Augen zu führen. Zuerst einige Vorteile: Bei der Fokusgruppe ist Nachfragen möglich. Das ist anders als z.B. beim Fragebogen, aber ähnlich wie beim Interview. Der Austausch der Teilnehmenden untereinander erzeugt zudem einen höheren Erkenntnisgewinn, denn er schafft einen Raum für kreative ideen. Verschiedener Stakeholder können gleichzeitig einbezogen werden. Dadurch können auch verschiedene Sichtweisen zum Ausdruck kommen, die sich in der Diskussion gegenseitig befruchten. Dabei kann die Gruppendiskussion auch dafür genutzt werden, um effizient einen Konsens zu erzielen. Die Atmosphäre ist dabei oft lockerer und ungezwungener als in einem Einzelinterview. Und zuletzt durch die offenen Fragen, die Diskussionen und auch die Gruppendynamik entstehen häufig auch unerwartete Erkenntnisse. 

[00:03:52.030] – Charlotte Buttkus, PHINEO gAG 

Nun zu den Nachteilen. Die Durchführung von Fokusgruppen erfordert in jedem Fall methodische Expertise, also jemanden, die oder der in der Moderation von Gruppen erfahren ist. Auch der Zeitaufwand sollte nicht unterschätzt werden. Vor allem die Vorbereitung ist ähnlich zeitaufwendig wie bei Einzelinterviews. In der Praxis ist dann aber meist die Durchführung und Auswertung der Fokusgruppe deutlich zeiteffizienter als Einzelinterviews derselben Anzahl von Personen, vor allem dann, wenn kein wissenschaftlicher Anspruch angelegt wird. Ergebnisse können schwer auszuwerten sein. Das hat unter anderem damit zu tun, dass es sich hier um qualitative Daten handelt. Zudem kann es schwierig sein, z.B. bei Audioaufnahmen Aussagen bestimmten Personen zuzuordnen. Hier helfen Video-Aufnahmen. Die qualitativen Daten eignen sich auch eher weniger für eine Quantifizierung, unter anderem, weil nicht systematisch allen Teilnehmenden die gleichen Fragen gestellt werden bzw. weil nicht alle Teilnehmende auf einen vorher festgelegten Fragenkatalog antworten. Außerdem kann Schüchternheit, aber auch Gruppendruck eine Rolle spielen und dazu führen, dass Teilnehmende sich nicht offen äußern. Hier kann eine erfahrene Moderation entgegenwirken und einen offenen, aber zugleich geschützten Raum für den Austausch schaffen. 

Kernaussagen

  1. Eine Fokusgruppe ist eine moderierte Gruppendiskussion zu einer eng umrissenen Fragestellung.
  2. Die Fokusgruppe ist geeignet, qualitative Daten zu erheben, z.B. zu den Sichtweisen verschiedener Stakeholder, zu den Wirkungen einer Maßnahme, zu Ursachen sowie Lösungsansätzen.
  3. Die unterschiedlichen Sichtweisen können sich in der Diskussion gegenseitig befruchten, was wiederum zu einem Erkenntnisgewinn führt.
  4. Durch Gruppendiskussionen lässt sich effizient ein Konsens herbeiführen.


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Übung

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